Startups setzen vermehrt auf Prototypen aus dem 3D Drucker

Viele gute Ideen von kreativen Unternehmern konnten in der Vergangenheit nicht verwirklicht werden, weil es nicht wirtschaftlich war, einen entsprechenden Prototyp eines Produkts oder Bauteiles herzustellen. Deshalb war es erforderlich, potenziellen Investoren die Möglichkeiten anhand einer Präsentation oder eines Videos zu erklären. Oftmals hat das dazu geführt, dass sich die Geldgeber nicht überzeugen ließen. Diese schwierigen Zeiten dürften für Startups aufgrund des 3D-Druckverfahrens aber endgültig der Vergangenheit angehören.

Worum handelt es sich bei dem 3D-Druck-Verfahren?

Beim sogenannten „Additive Manufacturing“ (kurz: AM) wird ein Objekt anders als bei konventionellen Verfahren nicht aus einem Guss hergestellt, sondern Schicht für Schicht aus unterschiedlichen Materialien aufgebaut. So ist es möglich, einen voll funktionsfähigen Prototyp zu sehr geringen Kosten herzustellen.

Das entsprechende Equipment zur Herstellung der Objekte muss dabei nicht selbst erworben werden. Der kostengünstigste Weg führt zumeist über einen entsprechenden 3D Druck Dienstleister.

Derzeit sind hierfür zwei unterschiedliche Verfahren im Einsatz:

• Selektives Lasersintern (SLS): Bei dieser Methode entstehen die Objekte durch das punktgenaue
  
  Verschmelzen von speziellen Pulvern aus Kunststoff. So können auch bewegliche Bauteile und Hohlräume innerhalb des Objekts erzeugt werden. So bietet das Verfahren nahezu unmögliche Design-Möglichkeiten. Die Werkstücke werden in einem Arbeitsgang erstellt, deshalb weisen sie auch keine Nahtstellen auf.
• Selektives Laserschmelzen (SLM): Bei diesem Verfahren werden unterschiedliche Pulver aus Metall Schicht für Schicht aufgebaut und zu einem Objekt verschmolzen. Damit lassen sich auch komplexe und feingliedrige Geometrien produzieren.

Warum setzen Startups auf das 3D-Druck-Verfahren?

Das Zauberwort lautet in diesem Fall „Rapid Prototyping“. Damit ist gemeint, dass sich Prototypen von Produkten oder Bauteilen mit Hilfe der additiven Fertigung einfach, schnell und kostengünstig herstellen lassen.
Das Verfahren bietet Startups wesentliche Vorteile. Einer davon ist, dass Fehler frühzeitig erkannt werden können, bevor sie in der Massenfertigung zum echten Problem werden.

Aufgrund der geringen Herstellungskosten beim 3D-Druck können Dinge einfach ausprobiert werden und die Jungunternehmer müssen nicht lange überlegen, ob sich die Modellerstellung überhaupt rentiert. Fehler werden ohne großen Aufwand unmittelbar sichtbar. Das führt dazu, dass die Mitarbeiter auch mutiger sind und versuchen, ihre Ideen auszuleben, auch wenn dabei einmal nichts herauskommen sollte.

Um einen Kunden oder Investor von den Vorteilen eines Produkts oder eines Bauteiles zu überzeugen, ist das haptische Erlebnis besonders wichtig. Dinge, die angefasst werden können, entfalten eine wesentlich größere Wirkung als Skizzen oder Videomodelle. Auch die Motivation der Mitarbeiter steigt massiv, wenn sie ihre Fortschritte in der Entwicklung am echten Modell sehen und anfassen können.

Ein entscheidender Vorteil bei der additiven Fertigung ist darüber hinaus der hohe Individualisierungsgrad und die damit verbundenen Möglichkeiten in der Kundenorientierung. Produkte lassen sich mit nur sehr geringem Aufwand gezielt an die Bedürfnisse einzelner Kunden anpassen. Mit konventionellen Fertigungsverfahren war es oftmals nicht wirtschaftlich, kleine Stückzahlen für nur einen Kunden zu produzieren. Mit Hilfe des 3D-Drucks hat sich das aber nun geändert. Das führt dazu, dass Startups nun die Möglichkeit haben, bessere Bauteile für bereits bestehende Produkte herzustellen und so rasch in Industriezweige vordringen können, die bisher für sie unerreichbar waren. Dazu gehören zum Beispiel verbesserte Bauteile für Flugzeuge oder Ersatzteile für Autos.

Welche Beispiele gibt es für die erfolgreiche Umsetzung?

Welches Potenzial hinter der Technik steckt, wird beim Autobauer BMW sichtbar. Dort wird der 3D-Druck bereits in allen Werken eingesetzt, um Lager- und Transportkosten zu sparen. Jährlich stellt das Unternehmen derzeit rund 300.000 Teile mit Hilfe der additiven Fertigung her.

Die geschäftlichen Möglichkeiten, die sich durch den 3D-Druck ergeben, sind nahezu unendlich, wie diese Beispiele zeigen:

• Das französische Unternehmen Octobre71 stellt damit individuelle Sonnenbrillen auf Kundenwunsch her.
• Endeer entwirft maßgeschneiderte Armaturen für BHs und arbeitet diese dann in Unterwäsche-Kollektionen ein.
• Das kalifornische Startup Apis Cor hat mit Hilfe des 3D-Drucks ein komplettes Haus in 24 Stunden hergestellt.
• Feetz nutzt das Verfahren, um maßgeschneiderte Schuhe herzustellen, die nicht nur bequem, sondern auch schick im Design sind. Darüber hinaus wird die Umwelt geschont, da es zu keiner Materialverschwendung wie bei der konventionellen Erzeugung kommt.

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